1856 Mai 6
F. wird um 18.30 in Freiberg in Mähren (heute
Príbor), Schlossergasse 117, als Sohn von Jakob und Amalie Freud
(geb. Nathansohn) geboren. Sein Vater stammt aus Tysmenitz (heute
Tysmenica in Ostgalizien (geb. am 18. Dezember 1815) und hat seit
etwa 1848 Wohnrecht in Freiberg, wo er einen Wollhandel betreibt.
Die Mutter (geb. am 18. August 1835) stammt aus Brody, etwa 150km
nordöstlich von Lemberg (heute Lviv). Jakob und Amalie
heirateten am 25. Juli 1855 in Wien. F. hat aus der ersten Ehe
seines Vaters zwei um reichlich zwanzig Jahre ältere
Halbbrüder, Emanuel und Philipp, und kommt bereits als Onkel auf
die Welt.
Quellen: Freud (1925d), S. 40; Freud-Bernays
(2004), S. 9f.; Jones (1960-62), Bd. 1, S. 17; Krüll (1979), S.
132
1856 Mai 13
F. wird von Rabbi Samson Frankel aus
Mährisch-Ostrau (Teil des heutigen Ostrava) beschnitten.
Quellen: Freud, Ernst et al. (1976), S. 46
1857 Juni 5 - Juli Mitte
F. ist mit seiner Mutter und dem Dienstmädchen Resi
Wittek zur Kur in Ronau (heute Ronov, etwa 20 km
südlich von Freiberg.
Quellen: Sajner (1981), S. 143; Sajner
(1989), S. 77
1857 Okt.
F.s Bruder Julius wird in Freiberg als zweites Kind
von Amalie und Jakob Freud geboren.
Quellen: Krüll (1979), S. 266
1858 Apr. 15
Tod von F.s Bruder Julius. Das Begräbnis findet in
Weisskirchen (heute Hranice) statt. F. führt seine späteren
Ohnmachtsanfälle auf den frühzeitig erlebten Tod seines Bruders
zurück.
Quellen: Freud/Ferenczi Briefwechsel ÖNB,
Autogr. 1053/15-7; Sajner (1989), S. 78
1858 Dez. 31
F.s Schwester Anna wird in Freiberg als drittes Kind
von Amalie und Jakob Freud geboren.
Quellen: Freud-Bernays (2004), S. 199; Krüll
(1979), S. 266; Sajner (1968), S. 176
1859 Jan.
F.s Kinderfrau Resi Wittek wird von seinem
Halbbruder Philipp beim Diebstahl ertappt und kommt für 10
Monate ins Gefängnis.
Quellen: Freud (1901b), S. 58ff.; Freud
(1985c), S. 291
1859 Febr. 1
F.s Vater Jakob erhält anläßlich seiner Abreise
aus Freiberg ein Zeugnis der Tuchmacherinnung zur Ausübung des
Kaufmannsberufs.
Quellen: LoC, Tögel & Schröter (2004).
1859 Febr. 22
F.s Nichte Bertha wird in Freiberg als drittes Kind
von Maria und Emanuel Freud geboren.
Quellen: Anzieu (1990), S. 532; Krüll
(1979), S. 266
1859 Febr. 26
Der Gemeinderat Klocksdorf stellt Jakob Freud und
seiner Familie ein Leumunds-Zeugnis aus, das u.a. bestätigt,
daß er und seine Familie jederzeit wieder Aufnahme in Klocksdorf
finden.
Quellen: Certificat des Gemeinderats
Klocksdorf (LoC); Kobler (1962), S. 150; Krüll (1992), S. 212;
Tögel & Schröter (2004).
1859 März 23
Der Gemeinderat Freiberg stellt Jakob Freud ein
Leumunds-Zeugnis aus.
Quellen: Krüll (1979), S. 172
1859 Apr. oder Anfang Mai
F. spielt mit seiner Nichte Pauline und seinem
Neffen John auf der "Löwenzahnwiese" bei Freiberg.
Vermutlich ist es dieses Ereignis, das 40 Jahre später in F.s
Schrift "Über Deckererinnerungen" wieder auftaucht.
Quellen: Bernfeld (1946); Freud (1899a);
Sigmund Freud - Pauline Hartwig 23.9.1937 [SFC]; Swales (1982a)
Jakob Freud trifft zur Leipziger Ostermesse
(9.-28.5.) ein und nimmt Wohnung im Hotel Stadt Rom.
Quellen: Leipziger Tageblatt. Montag [Dritte
Beilage zu Nr. 129] 9. Mai 1859, S. 1973f.; Tögel &
Schröter (2004).
Das Polizeiamt bittet den Rat der Stadt »uns
baldgefällige Auskunft darüber zu ertheilen, ob der
fortwährende Aufenthalt des Freud für den hiesigen
Handelsverkehr von besonderem Vortheile ist.«
Quellen: Stadtarchiv Leipzig; Tögel &
Schröter (2004).
Quellen: Leipziger Zeitung, 19. Mai 1859,
Nr.117, S. 2246; Tögel & Schröter (2004).
Der Rat der Stadt leitet die Anfrage des
Polizei-Amts an die Handelsdeputation weiter.
Quellen: Stadtarchiv Leipzig; Tögel &
Schröter (2004).
Jakob Freud fährt nach Freiberg (9 Monate später
wird Sigmunds Schwester Rosa geboren und falls Jakob der Vater
ist, muß er von Leipzig nach Freiberg gefahren sein). Auf
der Rückreise von Freiberg über Breslau nach Leipzig nimmt er
Sigmund, Anna und das Kindermädchen Anna Hrazek mit. Amalia
bleibt zurück.
Jakob Freud beantragt beim Polizei-Amt Leipzig für
sich, Amalie, Sigmund und Anna den dauernden Aufenthalt in
Leipzig, obwohl das Königreich Sachsen Juden erst seit 1867 die
Immigration gestattete.
Quellen: Stadtarchiv Leipzig; LoC; Mosse et
al. (1981), S. 127. Freud-Bernays (2004), S. 9; Tögel &
Schröter (2004).
Die Handelsdeputation erstellt ein negatives
Gutachten.
Quellen: Stadtarchiv Leipzig; Tögel &
Schröter (2004).
Der Rat der Stadt informiert das Polizei-Amt, das er
den dauernden Aufenthalt Jakobs Freud nicht befürwortet.
Quellen: Stadtarchiv Leipzig; Tögel &
Schröter (2004).
In Brünn wird für Amalie Freud ein Reisepass »zum
weiteren Aufenthalt in Leipzig« ausgestellt. Vermutlich kommt
nun Amalie nach.
Quellen: LoC; SFHK (1975), S. 27; Tögel
& Schröter (2004).
Das Polizeiamt teilt Jakob Freud mit, daß seine
Familie Leipzig bis zum 23. August zu verlassen habe.
Quellen: Stadtarchiv Leipzig; Tögel &
Schröter (2004).
Jakob stellt ein erneutes Gesuch um dauernden
Aufenthalt.
Quellen: Stadtarchiv Leipzig; Tögel &
Schröter (2004).
Der Rat der Stadt leitet das erneute Gesuch Freuds
an die Handelsdeputation weiter.
Quellen: Stadtarchiv Leipzig ; Tögel &
Schröter (2004).
Die Handelsdeputation erstellt erneut ein negatives
Gutachten.
Quellen: Stadtarchiv Leipzig; Tögel &
Schröter (2004).
Der Rat der Stadt informiert »Adv. Winter in
Vollmacht des Herrn Jacob Freud« über den abschlägigen
Bescheid.
Quellen: Stadtarchiv Leipzig; Tögel &
Schröter (2004).
Das Österreichische Generalkonsulat stellt ein
Reisedokument für Sigmund, Anna und die Dienstmagd Anna Hrazek
zur Reise »nach Freiberg i. Mähren« aus. Es befindet sich auf
der Rückseite von Amalias Reisepaß.
Quellen: LoC; Tögel & Schröter (2004).
Abmeldung beim Polizeiamt Leipzig
Quellen: LoC; Tögel & Schröter (2004).
Amalia, Sigmund, Anna und das Dienstmädchen Anna
Hrazek überschreiten die sächsich-österreichische Grenze bei
Bodenbach-Tetschen. Ob Jakob mitfährt und ob sie tatsächlich
nach Freiberg gefahren sind und dort übernachtet haben oder auf
direktem Weg nach Wien mit einer Übernachtung anderswo
gefahren sind, ist gegenwärtig nicht eindeutig klärbar. Irgendwann
während dieser Reise nach Wien sieht F. seine Mutter
"nudam". In Wien nehmen sie Wohnung in der
Weißgärberstraße 3 und bleiben dort wohnen bis zum Frühjahr
1861.
Quellen: LoC, Anzieu (1990), S. 533; Freud
(1985c), S. 288; Freud (1985c), S. 288; Freud (1987a), S. 756;
Jones (1960), S. 31; Tögel & Schröter (2004).
zwischen 1859 Okt. 17 und Nov. 7
Eintreffen in Wien.
Quellen: Sigmund Freud-Martha Bernays,
14.1.1884 (LoC); Tögel & Schröter (2004).
Freud sieht den Zug anläßlich des
Schiller-Jubiläums. Der Zug führte nur wenige hundert Meter an
der Wohnung der Familie Freud in der Weißgärberstraße 3
vorbei.
Quellen: Sigmund Freud-Martha Bernays,
14.1.1884; Thomas Wagner / Hans Rinnhofer (Ausstellung »Freiheit
und Menschenwürde - 170 Jahre Burschenschaft«, Wien 1985); Tögel
& Schröter (2004).
1860 März 21
F.s Schwester Rosa (Regina Debora) wird in Wien in
der Weißgärberstraße 3 als viertes Kind von Amalie Jakob Freud
geboren (Hebamme: Therese Österreicher).
Quellen: Geburtsbuch für die israelitische
Kultusgemeinde in Wien (LoC); Anzieu (1990), S. 533; Krüll
(1979), S. 266
1861 März 22
F.s Schwester Maria (Mitzi) wird in Wien in der
Weißgärberstraße als fünftes Kind von Amalie und Jakob Freud
geboren (Hebamme: Therese Österreicher);
Quellen: Geburtsbuch für die israelitische
Kultusgemeinde in Wien (LoC); Anzieu (1990), S. 533; Krüll
(1979), S. 266
1861 Sommer
F. und seine Schwester Anna vernichten eine
Reisebschreibung von Persien mit farbigen Tafeln. In der
"Traumdeutung" schreibt F. darüber: "... das
Bild, wie wir Kinder überselig das Buch zerpflücken ... ist
nahezu das einzige, was mir aus dieser Lebenszeit in plastischer
Erinnerung geblieben ist.".
Quellen: Freud (1900a), S. 185
1862
F. erhält ersten Unterricht bei seiner Mutter. Sie
erzählt, die Menschen seien aus Erde gemacht und müßten
deshalb zu Erde zurückkehren.
Quellen: Freud (1900a), S. 211
1862 Juli 23
F.s Schwester Adolfine (Dolfi) wird in Wien in der
Weißgärberstraße als sechstes Kind von Amalie und Jakob Freud
geboren (Hebamme: Anna Deutsch)
Quellen: Geburtsbuch für die israelitische
Kultusgemeinde in Wien (LoC); Anzieu (1990), S. 534; Krüll
(1979), S. 266
ca. 1863
F. hat einen Traum von "Personen mit
Vogelschnäbeln", den er später u.a. dahingehend
interpretiert, daß er Angst vor dem Tod seiner Mutter hatte.
Quellen: Freud (1900a), S. 554f.; McGrath
(1986), S. 37ff.
1864 Frühjahr
Familie Freud zieht von der Weißgärberstraße in
die Pillersdorfgasse 5. Dort wohnen sie bis etwa Frühjahr 1866.
Quellen: Gicklhorn, zit. bei Ellenberger
(1973), S. 582.
1864 Mai 3
F.s Schwester Pauline Regine (Paula) wird als
siebentes Kind von Amalie und Jakob Freud geboren (Hebamme: Anna
Deutsch).
Quellen: Geburtsbuch für die israelitische
Kultusgemeinde in Wien (LoC); Anzieu (1990), S. 534; Krüll
(1979), S. 266
1864 Mai Mitte
F. beobachtet seine Schwester Adolfine in der Wiege
und denkt dabei "Jetzt bist du nicht mehr die
Jüngste."
Quellen: Grubrich-Simitis (1993), S. 145