- 162 -

Ausblick

Wir sind nun am Ende unseres Streifzugs durch die Welt des Traums. Bleibt noch die Frage nach den Tendenzen der gegenwärtigen Forschung. Auf eine haben wir im Kapitel über Klarträume schon hingewiesen: Es ist der Versuch, das Traumgeschehen durch den Träumer selbst kontrollieren zu lassen. Hier deutet sich die Möglichkeit an, dieses Verfahren mit der Tagtraumtechnik von Leuner (1970) zu verbinden und für die Psychotherapie nutzbar zu machen. Der Vorteil bestünde darin , daß die Traumbilder nicht vom Therapeuten, sondern vom Patienten selbst angeregt werden.

Eher theoretisch ausgerichtet sind neuere Untersuchungen über Träume bei Tieren. Man erhofft sich durch sie auch Aufschluß über die analogen Vorgänge beim Menschen. Im Rahmen dieser Forschungen gelangte man zu einem überraschenden Ergebnis: Während man bisher annahm, daß sich Säugetiere in bezug auf die neurophysiologischen Begleiterscheinungen des Traums vom Menschen nicht wesentlich unterscheiden, zeigte sich, daß Delphine eine interessante Ausnahme bilden (Kowalson 1985). Sie weisen eine völlig andere Verteilung der AS-Perioden auf als der Mensch. Bei ihnen wechseln sich beide Großhirnhälften in schnellem Wechsel beim Träumen ab, d. h., die von Bakan für den Menschen aufgestellte Hypothese von der rechten Gehirnhälfte als "Träumer" trifft für Delphine nicht zu. Im Zusammenhang mit den in vielen Ländern angestellten und zum Teil auch erfolgreichen Versuchen zur Kommunikation zwischen Mensch und Delphin kann man sicher interessante Ergebnisse zur Schlaf- und Traumforschung erwarten (vgl. auch Rotenberg 1985).

Was die Hauptfragen der Traumforschung betrifft (vgl.

- 163 -

S. 87ff.), so werden die Antworten auf die ersten beiden sicher zunehmend an Präzision gewinnen. Auf Grund verfeinerter Untersuchungsmethoden lassen sich genauere Aussagen darüber machen, wie lange Erlebtes ' den Trauminhalt beeinflussen kann und ob bestimmte Elemente des Tageserlebens bevorzugt in den Traum aufgenommen bzw. bevorzugt weggelassen werden. Was die Frage nach den Gesetzen der Umsetzung des !.. Tageserlebens in den Trauminhalt angeht, so sind die Aussichten viel schlechter. Trotz einiger interessanter ' Ergebnisse und Theorien hat sich die Lage seit Freud kaum verändert. Und es deutet nichts darauf hin, daß in , naher Zukunft gesicherte und allgemein anerkannte Ergebnisse zu diesem Problem vorgelegt werden können.

Aber wir sollten uns deshalb nicht entmutigen lassen. Im Vergleich zu anderen Disziplinen ist die Wissenschaft vom Traum noch jung, sie steckt noch in den Kinderschuhen. Was für die Physik Newton, war für sie Freud. Doch auf ihren Einstein wird sie wohl noch eine Weile warten müssen.